Eggepfad 4a
14163 Berlin
Stolzingstr. 6
81927 München
Am Südstern 6 verschmelzen der großstädtische Boulevard der Gneisenaustraße mit der Wohnquartierstraße der Bergmannstraße spitzwinklig miteinander. Neben den 3 großen Friedhöfen hat sich hier 1898 ein Steinmetz angesiedelt und sein neues Wohn- und Geschäftshaus wie eine übergroße Visitenkarte genutzt und die Fassaden in ein feingliedriges Gesamtkunstwerk mit stolzem Walmgiebel verwandelt. Der Erbauer verliert sich allerdings in Schulden und verkauft schon nach 12 Jahren das Gebäude wieder. Die neuen Eigentümer müssen nach Bombentreffer und Putzschäden die labile Stuckfassade entsorgen. Ganz im Zeitgeist der frühen fünfziger Jahre steht nunmehr ein nüchterner Kratzputz-Block an der Platzfront für weitere 70 Jahre unverändert und ohne Unterhaltsanstrich.
Mit dem Ausbau des Dachraums im Jahre 2016, ergaben sich für die DÖBLER architekten erstmalig Überlegungen dem Repräsentationsbau eine zeitgemäße und neue Erscheinung zu geben. Der Stuck ist verloren, die schmückende Gliederung ist allerdings ein zeitloses Vorbild über 5 Geschosse. Eine Geschichte zu erzählen mittels Fenstereinrahmungen, Giebelvorsprünge, Betonungen, Rhythmus, Wiederholungen, Variation, Zitat und Neuinterpretation.
Somit gewinnt die schwarz eingesäuerte mächtig imposante Garnisonskirche des Garderegiments am Südstern wieder ein verspieltes Gliederungsspiel als Gegenüber. Das Stadtbild der Gründerzeitlichen Blockarchitektur wird geheilt ohne heimelige Geschichtsklitterung. Das mit Einschusslöchern gezeichnete Eingangstor bleibt als historisches Original erhalten. Mit dem einfachen Mittel der illusionistischen Malerei wertet geschichtsbewußte Würde die drei Schauseiten auf.